Turmfalken im katholischen Kirchturm in Heiligkreuzsteinach

 

Man kann fast die Uhr danach stellen. Wie mittlerweile jedes Jahr (seit 2010) gegen Ende Juni, starten die Turmfalkenjungen pünktlich mit ihren Flugübungen. Wer zu der Zeit den katholischen Friedhof besucht, der kann sie auf Ihrem Anflugbrett beobachten, wie sie versuchen sich in die Lüfte zu schwingen. Dieses Jahr (2017) sind aus den sechs Eiern vier Junge geschlüpft und alle vier wurden von ihren Eltern so gut versorgt, dass sie nun bestens für das weitere Leben gerüstet sind. Seit 2010 sind weit über 30 Jungfalken aus dem Nistkasten im Kirchturm ausgeflogen, d.h. bis auf zwei Ausnahmen in acht Jahren, konnten alle geschlüpften Jungfalken auf Mäusejagt gehen. Da diese Falken mittlerweile ebenfalls Junge haben bzw. diese schon in der dritten und vierten Generation Nachwuchs haben, kann man schon von einer Falkendynastie sprechen.

 

 

Turmfalken in Heiligkreuzsteinach: Stand 2021

 

Mehr als 10 Jahre ist es nun her, als ein paar engagierte Falkenfreunde um Gerhard Neumann und Dieter Schäfer beschlossen, einem Turmfalkenpärchen im Kirchturm der katholischen Kirche Obdach zu gewähren. Die zwei Turmfalken suchten schon seit längerem einen Eingang in den Turm. Dieser war jedoch gut verschlossen. Aus diesem Grund wurde mit freundlicher Genehmigung von Pfarrer Gaiser eine Öffnung an der Südseite geschaffen und dahinter ein falkengerechter Nistkasten montiert.

Erstmals gebrütet wurde dann im Jahr 2010 und seitdem jedes Jahr und immer sehr erfolgreich. Es werden wohl zwischen 40 und 50 Jungfalken sein, die bis dato aus dem Nistkasten ausgeflogen sind. Die größte Brut bisher bestand aus sieben Jungfalken. Hier hatten sich allerdings zwei Weibchen mit einem Männchen zusammengetan und gemeinsam Eier gelegt und die hungrigen Schnäbel gestopft. Viele dieser Falken haben sich im Laufe der Jahre im Umkreis angesiedelt und ebenfalls prächtig vermehrt.

Mittlerweile gibt es im Kernort mindestens vier Brutpaare und auch in den Ortsteilen sind unsere Turmfalken vertreten. Dass sie sich in so großer Zahl bei uns wohl fühlen, liegt an zwei Faktoren: Zum einen gibt es offensichtlich genügend Nahrung, in erster Linie Nager, hauptsächlich Mäuse, sowie viele Großinsekten, wie Maulwurfsgrillen und Heuschrecken. Und zum anderen finden sich auch genügend Brutmöglichkeiten.

Bei den Brutplätzen sind die Turmfalken nämlich sehr flexibel. Auch wenn sie immer einen Nistkasten, wie den in der Kirche, bevorzugen, weichen sie notfalls auch auf freiliegende Balken an Hausdachüberständen aus oder nisten in Elsternestern. Von den bei uns in Massen vorkommenden Elstern lassen sie sich nämlich gerne die Wohnung schlüsselfertig bauen und versuchen, nach Fertigstellung das Nest zu übernehmen. Das gelingt aber beileibe nicht immer, da Elstern sehr wehrhafte Vögel sind und zusammen mit den Raben den Falken bei Freibruten permanent zusetzen und auch mal die Eier bzw. die Jungfalken fressen. Die Falken haben jedoch dagegen eine neue Taktik entwickelt. Immer öfter sieht man, dass sich drei Tiere zusammen tun, meist zwei Männchen und ein Weibchen. Ein Männchen hält dann permanent Wache oder liefert sich Gefechte mit den Elstern, während das andere Männchen auf die Jagd geht und Beute für Frau und Kinder heranschafft, derzeit zu beobachten in einem Elsternest an der Steinach, in der Nähe der Philipsbrücke.

 

 

Johannes Fink (Mitglied des Vereins Lebenswerter Odenwald Heiligkreuzsteinach e.V.)