Roter Milan im Steinachtal

Der Rotmilan - König unter den heimischen Greifvögeln ...

... ist eines der Hauptopfer des industriellen Ausbaus der Windindustrie. Sein Vorkommen ist auf Mittel- und Westeuropa begrenzt. Der Weltbestand wird auf ca. 29.000 Paare geschätzt, dabei liegt das Hauptverbreitungsgebiet in Deutschland, wo ca. 50 bis 60 % der Brutpaare vorkommen. Gefährdungsursache Nr. 1 ist heutzutage eindeutig die Windindustrie. Schlagopfer an Windkraftanlagen fordern schon heute die höchsten Todeszahlen. Ein weiterer Ausbau würde sich katastrophal auf die Population auswirken. Die Windindustrie bzw. deren Lobby verweist zwar auf die offiziellen Schlagopferstatistiken mit wesentlich geringeren Zahlen, allerdings zählen diese nur die Opfer, die auch tatsächlich unter Windanlagen gefunden werden. Ein Vielfaches der erschlagenen Tiere wird aber gar nicht gefunden, sondern wurde von Aasfressern schon zuvor beseitigt oder verendet abseits der Anlagen außerhalb des Suchradius. Außerdem ist der Rotmilan wie oben beschrieben kein Massenvogel, praktisch jedes Individuum zählt und jeder erschlagene Vogel ist ein großer Verlust für Art insgesamt, zumal an einem erwachsenen Tier das Überleben der gesamten Familie hängt: Stirbt ein Elterntier, ist der Nachwuchs komplett verloren.

Bei uns in Heiligkreuzsteinach ist der Rotmilan fast das ganze Jahr über allgegenwärtig. Schon Mitte Februar kommen sie aus ihren Winterquartieren in Südwesteuropa zurück und besetzen ihre alten Horste, sofern sie noch existieren. Er nistet gerne am Waldrand, möglichst hoch oben, und mag es gar nicht, gestört zu werden. Von dort aus startet er seine Flüge über das Steinachtal und die angrenzenden Täler. Fast täglich kann man ihn bei der Suche nach Fressbarem beobachten. Er frisst praktisch alles, was er überwältigen kann: Regenwürmer, (Mai-)Käfer, Nagetiere und auch Aas.

Wer die Gelegenheit hat, diesen majestätischen Vogel beim Beutemachen zu beobachten - etwa bei der Heuernte, wenn er nur wenige Meter über dem Boden zu schweben scheint -, der wird diesen Anblick nicht vergessen. Es scheint, als würde die Schwerkraft für den Milan nicht gelten. Federleicht schwebt er knapp über der Wiese, um einen Moment später in über hundert Metern Höhe seine charakteristischen Kreise zu ziehen und aus dem Blickfeld zu entschwinden.

 

Im Bild ein Roter Milan beim Beutezug über dem Steinachtal sowie von Windkraftanlagen erschlagene Rotmilane.

 

 

Der Rotmilan als Klimakiller

 

In den letzten Wochen gab es zunehmend Berichte in den öffentlich-rechtlichen Medien sowie in den überregionalen Tageszeitungen über den stockenden Ausbau der Windkraft im Jahr 2019. Einer der Hauptschuldigen war auch schnell ausgemacht. Der Rotmilan, so der Tenor, werde immer als Verhinderungsgrund „vorgeschoben“, um den Windkraftausbau zu verhindern. Dabei zeigten doch Studien, dass der Rotmilan mittlerweile „in Massen“ vorkommt, der „Rotmilanbestand mit dem Ausbau der Windkraft sogar noch zunimmt“ und „Kollisionen mit Windanlagen so gut wie gar nicht vorkommen“. Dies gelte übrigens für fast alle anderen Großvögel auch, so die Studie. Diese „Studie“, auf die man sich hier bezieht, wurde vom Umweltbüro Kohle-Nussbaumer in der Schweiz 2014 erstellt. Dass dieses Büro auch Windkraftanlagen plant, sei nur am Rande erwähnt. Alle unabhängigen Naturschutzorganisationen wie z.B. der NABU und die Deutsche Wildtierstiftung kritisieren diese Studie auch auf das Heftigste und sehen darin ein interessengeleitetes Papier der Windindustrie. Wie steht es jedoch wirklich um die Bestandsentwicklung des Rotmilans, speziell auch im Zusammenhang zum Windkraftausbau? Der Rotmilan ist einer der seltensten Greifvögel auf der Welt. Verbreitet ist er nur in Mittel- bzw. Westeuropa mit einem Bestand von ca. 25.000 Brutpaaren, davon leben ca. 60 % in Deutschland. Er spielt daher in der gleichen „Seltenheitsliga“ wie etwa der Eisbär (ca. 30.000), der Luchs (50.000), der Gepard (7.000), der Schwarzstorch (ca. 20.000 Paare, ebenfalls durch die Windindustrie bedroht) und das Südliche Breitmaulnashorn (20.000). Im Vergleich dazu kommt der Flachlandgorilla fast schon in Massen vor (ca. 125.000), und auch der Steinadler (ca. 125.000 Paare) ist wesentlich häufiger. Die angebliche Massenvermehrung beruht im Wesentlichen darauf, dass im Zuge des Windkraftausbaus ein intensives Monitoring stattgefunden hat, und die Zahlen hier leicht nach oben korrigiert werden konnten. Die Aussage, dass der Bestand parallel mit dem Windkraftausbau zugenommen hätte, ist laut NABU schlichtweg falsch. Die Zunahmen sind generell gering und nur da vorhanden, wo wenig oder gar kein Windkraftausbau stattfand. Umgekehrt nimmt der Bestand in den Regionen ab, wo die Windkraft stark ausgebaut wird, nämlich im nordwest- sowie nordostdeutschen Tiefland. Regionale Zunahmen gab es in Baden-Württemberg, wo der Windkraftausbau bis 2014 minimal war. Man kann sich nun darüber streiten, ob Tiere es generell wert sind, geschützt zu werden, wenn es doch um so etwas Wichtiges wie den Klimaschutz geht. Die Frage, die es zu klären gilt, ist jedoch, warum sollten wir Tiere töten, gar für den Klimaschutz ausrotten, wenn die durchgeführten Aktionen (Bau und Betrieb von Windindustrieanlagen) keinen messbaren Einfluss auf das Klima haben? Rechtfertigt eine aktionistische Maßnahme diese Kollateralschäden? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten.

 

Weiter Info dazu im Infopapier des NABU:

 

https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/energie/wind/160406-nabu-faktencheck-rotmilan-und-windenergie.pdf

 

 

Johannes Fink (Mitglied des Vereins Lebenswerter Odenwald Heiligkreuzsteinach e.V.)