Einige unsere Singvögel haben ihre Brutsaison schon fast abgeschlossen. Speziell die Standvögel, wie die Meisen, haben schon zeitig im Frühjahr angefangen zu brüten und ihre Jungen aufgezogen. Ihre Nahrungsgrundlage beruht hauptsächlich auf den Raupen der Nachtfalter, die in Massen auftreten, wenn die Bäume im Frühjahr frische Blätter bekommen. Es gibt jedoch noch viele andere Arten – meist sind es die Zugvögel wie etwa Mauersegler, Schwalben und Rotschwänze – für die die Saison noch in vollem Gange ist. Sie ernähren sich hauptsächlich von Fluginsekten, welche den ganzen Sommer über verfügbar sind. Ein Singvogel, der jetzt ebenfalls noch brütet bzw. die Jungen aufzieht, bei uns aber immer seltener wird, ist der Grauschnäpper. Im Bild sehen wir drei Ästlinge, deren Nest leider abgestürzt ist. Hier müssen wir eingreifen, sonst würden diese Jungvögel verenden. Findet man junge Vögel, die bereits ein Federkleid haben, sollte man erst beobachten, ob die Altvögel nicht doch noch füttern. Sitzen die Jungen auf dem Boden kann man sie in der Nähe auf einen Baum setzen, so dass sie vor Katzen und Autos geschützt sind. Jungvögel ohne vollständiges Gefieder benötigen auf jeden Fall Hilfe. Im Idealfall setzt man sie ins Nest zurück, falls das möglich ist. Und keine Angst - die Altvögel haben damit kein Problem. Ist das alles nicht möglich, dann müssen wir die Elternrolle übernehmen. Und das heißt erst einmal viel Arbeit. Die Jungen müssen jede Stunde gefüttert werden, von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Als Futter dienen in der Regel Insekten. Nur wenige Arten, wie etwa Hänfling, Grünfink und Girlitz, benötigen schon früh zusätzlich vegetarische Kost und können nicht bis zum Flüggewerden mit Insekten groß gezogen werden. Bevor man loslegt sollte man deshalb im Internet recherchieren (z.B. www.wildvogelhilfe.org). Bei unseren Grauschnäppern ist die Lage eindeutig. Als Insektenfresser – erkennbar am spitzen Schnabel – müssen wir mit Insekten unser Aufzuchtprogramm beginnen und abschließen. Doch wo bekommt man die Insekten her? Ein Nestling benötigt bis zum Ausfliegen enorme Mengen davon. Heutzutage ist es jedoch kein Problem, Insekten – und das sind in der Regel Heimchen – im Internet zu bestellen bzw. in Zoofachgeschäften zu kaufen. Allerdings ist das nicht ganz billig. So kostet die Aufzucht eines Sperlings oder Schnäppers bis zu 50,-- € allein an Futterkosten. Eine Amsel jedoch frisst z.B. bedeutend mehr und kostet entsprechend mehr. Alternativ kann man auch Fliegen fangen. Wohl dem, der Hühner hat. Ihre Ausscheidungen ziehen Fliegen nämlich magisch an. Mit einem Kescher und etwas Geschick kann man relativ schnell Dutzende von Fliegen einfangen. Für die leichtere Handhabung und Vorratshaltung werden die Fliegen oder die gekauften Heimchen dann in den „Kälteschlaf“ geschickt – sprich in der Tiefkühltruhe eingefroren. Nach ca. einer Stunde sind sie „zubereitet“ und können, nach dem Auftauen (!), an die Jungvögel verfüttert werden.
Bericht und Foto: Johannes Fink (Mitglied des Vereins Lebenswerter Odenwald Heiligkreuzsteinach e.V.)