Der Biber
Der Biber ist mit ca. 25 bis 30 Kilogramm das größte Nagetier Europas und das zweitgrößte der Welt. Nur das südamerikanische Capybara - auch Wasserschwein genannt - aus der Familie der Meerschweinchen ist mit mehr als 60 Kilogramm noch massiger. Kein Tier auf der Welt ist in der Lage, seinen Lebensraum so den eigenen Bedürfnissen anzupassen, wie der Biber. Das Motto des Bibers ist: „Was nicht passt, wird passend gemacht!“ Er ist in der Lage, innerhalb kürzester Zeit aus einem kleinen Rinnsal eine wahre Seenlandschaft zu schaffen. Sein Fleiß und seine Bauwut sind legendär. Dabei kommt er ab und zu in Konflikt mit dem Menschen. Dieser findet es natürlich nicht so gut, wenn Wiesen und Felder durch die Staudämme des Bibers unter Wasser gesetzt werden. Auf der anderen Seite profitieren unzählige Tierarten durch die Landschaftsumgestaltung des Bibers. Wo zuvor das Wasser nur etwas dahinplätscherte, gibt es jetzt große Wasserflächen, in denen sich alsbald Fische ansiedeln. Der angrenzende Lebensraum verwandelt sich in eine Auenlandschaft und zieht den Eisvogel, viele Wasservögel und zahlreiche Amphibienarten an. Wo der Biber baut, da explodiert die Artenvielfalt.
Der Biber war in Deutschland bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Sein dichtes Fell und ein vom ihm zur Fellpflege abgesondertes Sekret (Castoreum oder Bibergeil) wurde ihm damals zum Verhängnis. Letzteres fand seit dem frühen Mittelalter Verwendung als Arzneimittel. Mittlerweile streng geschützt, sind die im Rhein-Neckar-Kreis ansässigen Biber allesamt aus Bayern (die ersten Biber wurden dort in den 60er Jahren ausgesetzt) eingewandert. Langsam aber sicher breiten sie sich jetzt bei uns aus, sofern es etwa Wasser und Nahrung gibt. So ist z.B. der Neckar bereits komplett besiedelt. Der Biber ist ein reiner Vegetarier und frisst im Sommer und Herbst häufig Dinge, die der Landwirt anbaut. Beliebt sind Luzerne und Mais, aber auch Obst von Streuobstwiesen und schlußendlich der gesamte Baum. Gibt es in der Nähe des Menschen nichts zu fressen, dann zählen Weiden und Pappeln zu seiner Hauptnahrung. Hiervon frisst er die Rinde und die jungen Triebe. Sind Rinde und Triebe knapp, werden schon mal mannsdicke Bäume gefällt, um an die Äste zu gelangen. Da er keinen Winterschlaf hält, ist er längere Zeit damit beschäftigt, Vorräte anzulegen und unter Wasser zu deponieren. Eine Biberfamilie besteht aus Vater und Mutter sowie den Jungen vom aktuellen Jahr und dem Vorjahr. Das können bis zu zehn Tiere sein. Beim Anlegen seines Baus ist er flexibel. Ist die aufgestaute Wasserfläche groß genug, dann sieht man häufig die klassischen Biberburgen. Gibt es steilere Uferabschnitte, dann gräbt seinen Bau auch direkt in die Erde. Wichtig ist nur, dass der Eingang zum Bau unterhalb der Wasseroberfläche liegt. Durch diese Bauweise ist er vor seinen Feinden geschützt, die es allerdings bei uns nicht mehr gibt. Denn nur Luchs, Wolf und Bär können ihm gefährlich werden.
Johannes Fink für LeO e.V.